Beispielloser Einbruch beim Bau von Wohnungen: Verband macht wenig Hoffnung

Trotz günstigerer Baukredite, erweiterter Förderprogramme, Sonderabschreibungen und einer Abkehr von immer strengeren Öko-Vorschriften für Gebäude werden in Deutschland nach wie vor zu wenig Wohnungen gebaut.

Für das gesamte Bauhauptgewerbe hat das Statistische Bundesamt zwar ein deutliches Orderplus veröffentlicht: So lag im August der Auftragseingang1,2 um 10,8 Prozent über dem Niveau des Vormonats, im Vorjahresvergleich3 wurde sogar ein reales Plus von 17,5 Prozent ausgewiesen.

„Diese positive Entwicklung im Auftragseingang ist gut, allerdings ausschließlich auf mehrere Großprojekte im Bahnbau zurückzuführen. Dies ist erfreulich für die Bahnbaubetriebe; kann und darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Auftragseingang im Wohnungsbau nach wie vor rückläufig ist“. Mit diesen Worten kommentiert der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (www.bauindustrie.de), Tim-Oliver Müller, die aktuellen Konjunkturindikatoren.

Der Anstieg im Bauhauptgewerbe sei zum einen der realen Verdoppelung der Aufträge im Wirtschaftstiefbau – in dem überwiegend die Bahn enthalten ist – zu verdanken und zum anderen einem statistischen Basiseffekt, schließlich sei der Auftragseingang1,3 im Vorjahresmonat (August 2022) um 15,6 Prozent zurückgegangen.

Dem Wohnungsbau hätte dieser Effekt allerdings nicht geholfen: Dort seien die Aufträge im August 2022 schon um real 23,8 Prozent eingebrochen und seien im August dieses Jahres noch mal um 6,5 Prozent zurückgegangen. „Die Rückgänge schwächen sich nur aufgrund der statistischen Effekte ab, nicht weil die Talsohle im Wohnungsbau erreicht wäre oder genügend Maßnahmen seitens der Politik ergriffen wurden, um das Ruder endlich herumzureißen“, fasst Müller die Situation zusammen.
 
Der Hauptgeschäftsführer: „Für das gesamte Bauhauptgewerbe ergibt sich für die ersten acht Monate – trotz der guten Entwicklung im Wirtschaftstiefbau – immer noch ein reales3 Orderminus von 7,6 Prozent. Es wundert somit nicht, dass für den Umsatz1 im August nur eine reale Stagnation auf dem schon schlechten Vorjahreswert ausgewiesen wurde.“

Dass der Umsatz im Bauhauptgewerbe nicht noch schlechter ausgefallen sei, sei ebenfalls auf statistische Effekte zurückzuführen, schließlich würden schon seit April 2022 reale Umsatzrückgänge ausgewiesen. In den ersten acht Monaten dieses Jahres habe der Umsatz im Bauhauptgewerbe um real 4,0 Prozent unter dem Niveau des vergleichbaren Vorjahreszeitraums gelegen, im Wohnungsbau sogar um 10,8 Prozent.

1Baubetriebe mit 20 und mehr Beschäftigten | 2saison-, kalender- und preisbereinigt | 3kalenderbereinigt

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